«Ob wir nun in der Privatwirtschaft oder beim Staat angestellt sind, jeder einzelne Beruf hat seine Berechtigung.»
Silvan (31) ist durch und durch Banker. Seine Berufswahl bereut er bis heute nicht. Das öffentliche Bild vom Finanzplatz Schweiz würde er gerne ändern und die zahlreichen Menschen, die den Finanzplatz mitgestalten und auszeichnen, in den Vordergrund rücken.
Das Jonglieren mit Zahlen liegt Silvan. Den persönlichen Kontakt mit Kunden möchte er aber auf gar keinen Fall missen. Als Teamleiter für Anlageberatung bietet ihm sein Berufsalltag dafür die perfekte Mischung. Das macht ihn zufrieden. Seit seinem Einstieg ins Berufsleben arbeitete Silvan für drei Banken. Zwischendurch absolvierte er noch ein Wirtschaftsstudium an der Hochschule Luzern und an der Edinburgh Napier University. Warum ihm sein Beruf immer noch gefällt? «Konstanz», erwidert Silvan prompt. Egal was passiert, ist er sich sicher, sein Job wird gebraucht: «Banken braucht es immer.»
Wenn Silvan an Wirtschaft denkt, kommt ihm als erstes das Bruttoinlandsprodukt in den Sinn. «Ja, es ist eine Kennzahl – ich bin halt ein Zahlenmensch», lacht er. «Mit dem BIP können wir die Kraft der Wirtschaft messen.» Hinter der Zahl sieht Silvan vor allem die vielen Unternehmen. «Nicht nur die Grossunternehmen, sondern auch die vielen KMUs. Sie sind der Motor unserer Wirtschaft», fährt Silvan fort. Sehr viele Leute sind in diesen Unternehmen beschäftigt. Es sind die Menschen, die die Unternehmen zu dem machen, was sie sind. «Und ob wir nun in der Privatwirtschaft oder beim Staat angestellt sind, jeder Beruf hat seine Berechtigung. Jeder von uns ist Teil der Wirtschaft.»
Silvan ist auch ein Familienmensch. Seit Beginn seiner Berufskarriere ist ihm eine gute Work-Life-Balance wichtig. «Ein kurzer Arbeitsweg bedeutet für mich mehr Zeit für die Familie.» Darauf und auf seine Freizeit möchte er nicht verzichten. Auch nicht für ein paar Franken mehr Lohn. «Ich finde es wichtig, sich dafür genügend Zeit einzuräumen» – trotz vollem Terminkalender. Eine gute Work-Life-Balance benötigt Silvan heute mehr denn je. Vor gut einem halben Jahr sind er und seine Frau zum ersten Mal Eltern geworden. «Unser Sohn ist ein Geschenk. Mit ihm hat sich vieles verändert. Das Leben dreht sich mit dem Elternwerden um 180 Grad», sagt der stolze Papa. Ein unbezahlbares Gefühl.
Familie und Karriere erfolgreich unter einen Hut zu bringen, ist allerdings nicht immer ganz leicht. Mit der Geburt eines Kindes ändern sich die Ansichten auf viele Dinge im Leben – auch bei Männern. Das Vorurteil, Kinder seien eine Karrierebremse, hält viele davon ab, im Job kürzer zu treten. Silvan hat Glück. Sein Arbeitgeber hat auf seine individuellen Bedürfnisse «zu 100% Rücksicht genommen». Als frischgebackener Vater wünschte er sich einen «Papi-Tag». Jetzt ist er der erste Teamleiter in der Filiale, der 80% arbeitet. «Banken sind offen für Neues.» Dem Sozialen wird bei seinem Arbeitgeber sehr viel Bedeutung geschenkt. Das findet Silvan «cool». Als Teamleiter ist er nun auch nicht mehr an Schalterzeiten gebunden und geniesst seine individuell gestaltbaren Arbeitstage umso mehr. Und falls Silvan doch einmal einen Jobwechsel will, «dann ist es ein Beruf an der frischen Luft», fügte er schmunzelnd hinzu.
Den Einbezug des Sozialen wünscht sich Silvan für die Zukunft der Wirtschaft sehr: «Das Wachstum soll natürlich weitergehen, aber es soll nicht nur an erster Stelle stehen.» Die Unternehmen sollten den Gedanken von einem «gesunden Wachsen» vermehrt aufnehmen und anstreben. «Nachhaltigkeit sollte für die Zukunft noch mehr miteinbezogen werden.» Eine gesunde Balance zwischen Wachstum und Sozialem liegt ihm am Herzen. «Denn die Wirtschaft, das sind wir Menschen», betont Silvan noch einmal.
Ob Silvan ein Vorbild hat? Eigentlich lebt er nicht nach einem Vorbild. Doch spontan kommt ihm Roger Federer in den Sinn. Silvan lacht. «Da bin ich bestimmt nicht der Einzige.» Federers Lebenshaltung und sein Auftreten ist für Silvan sympathisch, vor allem, weil «Roger» trotz seinem Ruhm auf dem Boden geblieben ist. «Ich finde ihn einfach einen coolen Typen und spiele selbst gerne Tennis» – ein Pluspunkt.
Auch das Schweizer Bankwesen könnte wieder vermehrt als Vorbild dienen. Die negativen Schlagzeilen bilden nicht die ganze Realität ab. «Die Ansicht der Gesellschaft hinsichtlich des Schweizer Finanzplatzes hat sich in den letzten 15 bis 20 Jahren sehr verändert», stellt Silvan fest. «Leider nicht ins Positive.» Dabei bestehe eine Bank nicht nur aus Managern mit hohen Löhnen, sondern aus vielen Menschen mit ganz «normalen» Jobs. «Sie werden gebraucht, damit die Leute im Land sich beispielsweise ihren Traum vom eigenen Haus erfüllen können.»
Wir freuen uns, Silvan am 13. Mai 2023 als Teil der «58 für die Schweiz» in der KV Business School Zürich begrüssen zu dürfen.