«Nur im Schlaraffenland geht es ohne Wirtschaft.»

Neben einem Vollzeitjob und einem kleinen Kind auch noch 12 Nebenämter ausüben? Für Dominik (46) ist das Alltag. Der Basler Ökonom lebt für die Wirtschaft und möchte gleichzeitig die kurzen, ineffizienten Momente des Alltags nicht missen.

Wenn Dominik (46) über Wirtschaft spricht, leuchten seine Augen. «Wirtschaft ist für mich alles», sprudelt es aus ihm heraus. Vom Haushalt über das grosse Unternehmen und den Börsenkurs bis hin zum Selbstversorger auf einer einsamen Insel. «Wirtschaft ist viel mehr, als die meisten Leute denken», sagt der studierte Ökonom aus Basel. Selbst wenn man auf einer einsamen Insel lebe, komme man ohne Wirtschaft nicht aus: «Man kann schlicht nicht überleben.» Dominik erklärt das wie folgt: «Auch der Emeritus auf der einsamen Insel, der sein eigenes Gemüse anbaut, muss sich überlegen, wie viel er essen kann und wie viel er nachpflanzen muss. Oder wie er die Fische aus dem Wasser fischt. Das sind wirtschaftliche Überlegungen, die wir alle täglich bewusst oder unbewusst machen.» Nur im Schlaraffenland gebe es keine Wirtschaft, so Dominik.

Studium als Nebensache

Dass das Leben aber kein Schlaraffenland ist, weiss der Basler aus eigener Erfahrung. Direkt nach der Matura stieg Dominik ins Berufsleben ein und sammelte schon in jungen Jahren viel Berufserfahrung – vom Eventmanagement über Parahotellerie, bis hin zum Regionalsender, wo Dominik später auch zehn Jahre lang Geschäftsführer war. Etwas zu kurz gekommen sei dabei das Wirtschaftsstudium. «Ich habe neben dem Studium immer 100 Prozent gearbeitet. Vom Studium selbst habe ich deshalb gar nicht so viel mitgenommen», bedauert Dominik, der die Lehrbücher nicht selten erst wenige Tage vor den Prüfungsterminen aufgeschlagen hat.

«Ich interessiere mich für alles, was auf der Welt geschieht.»
Dominik, 46, Ökonom
Ökumenisch statt katholisch

Heute arbeitet Dominik für die «grösste und älteste Firma der Welt», wie er selbst sagt. Und zwar für die katholische Kirche. «Meine Aufgabe ist es, die Positionierung der katholischen Kirche im Kanton Basel-Landschaft zu verbessern. Die lange Geschichte der katholischen Kirche finde ich wahnsinnig spannend», sagt Dominik, der selbst zwar katholisch ist, sich aber eher als ökumenisch statt katholisch bezeichnen würde. Zudem wisse er die Flexibilität seiner Arbeitgeberin in Punkto Arbeitszeiten und -ort sehr zu schätzen.

König der Nebenämter

Denn neben seiner Vollzeitstelle übt Dominik zeitintensive Nebenämter aus: «Ich bin noch zu rund 60 Prozent ehrenamtlich in verschiedenen Vorständen tätig, beispielsweise bei Alterszentren oder einer Arbeitsintegrationsfirma», sagt er. Insgesamt sind es aktuell 12 Nebenämter, die Dominik grösstenteils ehrenamtlich ausübt. Ein einfaches Kopfrechnen genügt, um die Frage nach der Vereinbarkeit zu stellen. Dominik antwortet mit einem Lachen und Schulterzucken, denn: «Ich sehe meine Ämter als meine Hobbys. Andere gehen in den Ausgang oder spielen Handball. Ich hingegen verbringe meine Freizeit in Sitzungen». Die grosse Vielfalt an Themen, Menschen und Entscheidungen macht ihm dabei besonders viel Freude.

«Mein Ziel ist, dass ich mich theoretisch mit 50 Jahren frühpensionieren lassen könnte.»
Dominik, 46, Ökonom
Ineffiziente Momente

Was er trotz aller Verpflichtungen im Alltag nicht missen möchte, sind die kurzen, ineffizienten Momente. «Also Momente, in denen ich einfach auf dem Sofa sitze und irgendwelche blöden Fotos und Videos, sogenannte Memes, google und mit meinen Gedanken abschweifen kann», erklärt er. Er verbringt auch gerne Zeit in der Natur und interessiert sich für historische Themen und gesellschaftliche Zusammenhänge. «Ich bin ein Newsjunkie», gibt er zu. «Ich interessiere mich für alles, was in der Welt passiert.»

Ziel: Frühpensionierung

Zudem sei er ein Frugalist: «Ich bin ein Mensch, der sehr gerne spart», erklärt Dominik. Dabei spart er nicht ohne Ziel: «Mein Ziel ist es, finanziell so dazustehen, dass ich mich theoretisch mit 50 Jahren frühpensionieren lassen könnte», sagt er. «Ich sage das immer mit einer gewissen Vorsicht, weil es für mich kein festes Ziel ist, denn mein Job gefällt mir sehr.» Aber er stellt sich die Frühpensionierung verlockend vor: «Ich habe etliche Bücher, die ich aus verschiedenen Bücherkisten und -kästen herauspicke und dann ungelesen ins Regal stelle, in der Hoffnung, irgendwann Zeit dafür zu haben», so Dominik. Auch für den grossen Garten oder das Wochenendhaus hätte er gerne mehr Zeit. «Es ist sicher nicht typisch, dass man mit 46 Jahren so denkt. Aber ich durfte schon früh Verantwortung übernehmen und mich beruflich weiterentwickeln. Deshalb bin ich mit diesen Gedanken vielleicht etwas früher dran.»

«Es geht mir darum, das Leben so zu nehmen, wie es kommt.»
Dominik, 46, Ökonom
Mehr als nur ein ‘Papi-Tag’

Die Idee der Frühpensionierung hat aber noch einen anderen, intrinsischen Grund. Denn der 46-Jährige ist seit 20 Monaten stolzer Vater eines Sohnes und legt grossen Wert darauf, kein «abwesender Papi» zu sein. Vom gemeinsamen Mittag- und Abendessen bis hin zum Papi-Tag ist ihm die bewusste Zeit mit seinem Sohn sehr wichtig. «Der Gedanke, dass ich mir mehr Zeit für mein Kind nehmen kann, wenn ich mich frühpensionieren lasse, ist natürlich auch eine Motivation.» Ob und wann es mit der Frühpensionierung klappt, das sei dahingestellt. Aber darum geht es Dominik auch gar nicht: «Mir geht es darum, das Leben so zu nehmen, wie es kommt», meint Dominik.

Wir freuen uns, Dominik am 13. Mai 2023 als Teil der «58 für die Schweiz» in der KV Business School Zürich zu begrüssen.