Nachgefragt bei Monika Rühl, Direktorin economiesuisse: Interessenvertretung ist ein Schweizer Erfolgsrezept

Unter Lobbying versteht man die Interessenvertretung in Politik und Gesellschaft. Als Bindeglied zwischen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft tut economiesuisse genau das: Interessen vertreten. Aber wie funktioniert Lobbying? Und welche Rolle spielt dabei die neue Transparenzregelung? Wir haben bei der Direktorin, Monika Rühl nachgefragt.

Frau Rühl, Sie sind seit dem 1. September 2014 Direktorin von economiesuisse und die erste Frau an der Spitze des Verbands. Was genau tut economiesuisse?

Wir sind ein Interessenverband für eine funktionierende Wirtschaft, die letztlich die Basis ist für das Schweizer Erfolgsmodell. Unsere Hauptaufgabe besteht darin, in Politik, Verwaltung und Bevölkerung Überzeugungsarbeit zu leisten, um politische Entscheide im Sinne der Schweizer Wirtschaft zu beeinflussen. Wir tun das als konsolidierte Stimme der Wirtschaft, denn in unserem Verband sind die unterschiedlichsten Branchen und auch alle Regionen der Schweiz vertreten.

«Unsere Hauptaufgabe besteht darin, in Politik, Verwaltung und Bevölkerung Überzeugungsarbeit zu leisten, um politische Entscheide im Sinne der Schweizer Wirtschaft zu beeinflussen.»
Monika Rühl, Direktorin economiesuisse

Was beinhaltet Ihre Arbeit konkret? Wie funktioniert Interessenvertretung?

Unsere Aufgabe ist es aufzuzeigen, wie sich etwas in der Praxis auswirkt. Was bedeutet diese oder jene Regelung für Unternehmen in unserem Land? Für Politikerinnen und Politiker, die über eine Vielzahl von hochkomplexen Geschäften entscheiden müssen, ist es zentral zu wissen, wo unsere Mitglieder Knackpunkte oder Lösungen sehen, ebenso für die Verwaltung, die weiter weg vom unternehmerischen Alltag tätig ist. Dass sich verschiedene Interessengruppen im politischen Prozess einbringen können, ist übrigens ein Kernelement des Schweizer Systems, das auf Kompromiss ausgelegt ist. Diesem müssen wir Sorge tragen.

Daneben lebt unsere direkte Demokratie natürlich auch von Volksabstimmungen. Um die Stimmbevölkerung von den Anliegen der Wirtschaft zu überzeugen, führen wir – gemeinsam mit jeweils unterschiedlichen Allianzpartnern – Abstimmungskampagnen.

«Dass sich verschiedene Interessengruppen im politischen Prozess einbringen können, ist übrigens ein Kernelement des Schweizer Systems.»
Monika Rühl, Direktorin economiesuisse

Seit dem letzten Jahr sind hinsichtlich der Interessenvertretung neue Transparenzregeln in Kraft. Wie stehen Sie dazu?

Gegen Transparenz kann niemand sein. Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass man offenlegt, für wen und mit welchem Ziel man unterwegs ist. Schliesslich geht es um Vertrauen.

«Gegen Transparenz kann niemand sein.»
Monika Rühl, Direktorin economiesuisse

Was ist aus Ihrer Sicht die grösste Herausforderung der Schweizer Wirtschaft und Gesellschaft?

Den Wohlstand für alle zu sichern. Und dies erst recht in einer von Unsicherheiten und geopolitischen Verwerfungen geprägten Zeit.

Kurz erklärt

Lobbying bedeutet Interessenvertretung in der Politik und Gesellschaft. Das Ziel der Interessenvertretung ist, die Exekutive und/oder Legislative von den Interessen der zu vertretenden Gruppe zu überzeugen und damit den Entscheidungsprozess zu beeinflussen.

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Über die Person

Monika Rühl ist seit dem 1. September 2014 Direktorin von economiesuisse. economiesuisse ist der Dachverband der Schweizer Wirtschaft und