«Ich wünsche mir, dass wir uns alle wieder vermehrt an Kleinigkeiten erfreuen.»

Mariannes (57) Leben ist im wahrsten Sinne des Wortes bewegt. Die Sportlehrerin teilt ihren besonderen Esprit am liebsten mit anderen Menschen und wünscht sich gleichzeitig mehr Zwischenmenschlichkeit.

Vom Handelsdiplom über die Textilfachschule bis hin zur Arbeit in einer grossen Anwaltskanzlei, bei Betti Bossy oder im internationalen Kunsthandel. Das Berufsleben von Marianne (57) war stets bewegt. «Ich habe beruflich viel erlebt und mich verwirklicht», sagt sie. Mit 19 Jahren zog Marianne berufsbedingt von der Innerschweiz in die Stadt Zürich, wo sie heute mit ihrem Mann und ihrer 17-jährigen Tochter lebt. Die verschiedenen Kolleginnen und Kollegen, die unterschiedlichen Arbeitskulturen und die zahlreichen Chefs, die sie im Laufe ihrer Karriere kennenlernen durfte, möchte sie allesamt nicht missen: «Diese vielfältigen Erfahrungen, die ich über die Jahre gesammelt habe, bereichern mich persönlich», resümiert sie. «Diesen Rucksack an wertvollen Erfahrungen schätze ich sehr.»

«Ich finde es unfair, wenn Menschen den Job einer Hausfrau klein reden.»
Marianne (57), Sportlehrerin
Stolze Hausfrau

Heute ist Marianne Hausfrau – und stolz darauf. «Seit unsere Tochter auf der Welt ist, habe ich meine berufliche Aktivität zurückgeschraubt», erzählt sie. Eine bewusste Entscheidung, denn: «Ich geniesse es, dass ich Zeit habe für meine Liebsten. Ich bin stolz und natürlich dankbar, dass wir dieses Familienmodell gewählt haben und es uns auch finanziell leisten können. Ich weiss, dass das nicht selbstverständlich ist.» Die Arbeit als Hausfrau ist aber keineswegs zu unterschätzen: Vom Putzen, Kochen und Waschen über die Kinderbetreuung bis hin zur Organisation des Familienkalenders und des sogenannten Mental Loads. «Ich finde es unfair, wenn Leute den Job einer Hausfrau kleinreden», betont Marianne, die sich selbst auch als einen Teil der Wirtschaft sieht. «Für mich ist die Wirtschaft sehr vielfältig.» Alles, was mit Geld zu tun hat, gehöre natürlich dazu. «Wirtschaft ist für mich aber auch das Anbieten von Dienstleistungen, die Care Arbeit oder die Verteilung von Gütern sowie der Handel allgemein», ergänzt sie. «Jeder Mensch ist Teil der Wirtschaft: Wir alle geben und nehmen.»

«Jeder Mensch gehört zur Wirtschaft: Wir alle geben und nehmen.»
Marianne (57), Sportlehrerin
Lebenselixier Sport

Marianne bezeichnet sich selbst als die typische «Geberin». Denn in ihrem sonst so bewegten Berufsleben gibt es eine ganz besondere Konstante: den Sport. «Neben all meinen Berufen habe ich immer auch Sport unterrichtet», sagt sie. «Das ist meine Leidenschaft. Ich liebe es, den Menschen meine Freude am Sport weiterzugeben.» Dass Marianne für den Sport lebt, stellt sich im gemeinsamen Gespräch schnell heraus. Angefangen hat alles, als sie mit vier Jahren zum ersten Mal die Ballettschuhe anzog. «Ich hatte eine tolle Ballettlehrerin», schwärmt Marianne, die zeitweise täglich trainierte. «Die Körperarbeit, die Disziplin und auch der Drill aus den Ballettstunden prägten mich positiv.» Auch heute noch gehört das Tanzen zu ihren Hobbies. Aber auch Turnen, Fitness, Skifahren, Schwimmen und Curling bereiten ihr viel Freude. «Hauptsache in Bewegung», schmunzelt Marianne.

«Die Körperarbeit, die Disziplin und auch der Drill aus den Ballettstunden prägten mich positiv. »
Marianne (57), Sportlehrerin
Spontanität als Lebensmotto

Die 57-Jährige unterrichtet bereits seit 30 Jahren Sport beim Akademischen Sportverband Zürich (ASVZ), der Sportorganisation der Universität und der ETH Zürich. Jetzt vor allem im Seniorensport und Rückenfit. «Ich gebe aber auch Kurse in einer Männerriege», ergänzt sie und betont, dass sie natürlich immer gerne mitspielt, wenn zum Beispiel Faustball gespielt wird. Oberste Priorität habe dabei aber immer die Freude an der Bewegung und nicht das Gewinnen: «Ich bin nicht der ‘Wettkampftyp’ – weder im Sport noch sonst im Leben», betont Marianne. Deshalb setzt sie sich auch keine Lebensziele. «Das entspricht nicht meinem Naturell. Ich bin gerne spontan und geniesse einfach den Moment im Hier und Jetzt.»

Wunsch nach mehr Zwischenmenschlichkeit

Das Hier und Jetzt geniessen, das wünscht sich Marianne auch für das gesellschaftliche Miteinander. «Ich wünsche mir, dass wir uns alle wieder vermehrt an den kleinen Dingen erfreuen», sagt sie mit Nachdruck. «Wieder einmal bewusst durchatmen, in sich hineinhorchen und nicht immer nur konsumieren – das würde uns allen gut tun.» So könnte man beispielsweise im Tram wieder einmal aus dem Fenster schauen statt aufs Smartphone, einen Berggipfel erklimmen, die Sonnenstrahlen in der Pause bewusst geniessen oder einen Menschen auf der Strasse anlächeln und freundlich grüssen. «Einfach die Zwischenmenschlichkeit wieder aufleben lassen und sich an den kleinen Dingen im Leben erfreuen», sagt sie.

«Ich bin gerne spontan und geniesse einfach den Moment im Hier und Jetzt.»
Marianne (57), Sportlehrerin
Einfach mal nichts tun

Dieses Lebensmotto versucht Marianne jeden Tag umzusetzen. Denn auch wenn Marianne das pulsierende Leben liebt, so möchte sie ihren Rückzugsort in den Bergen nicht missen. «Wir haben das grosse Privileg, zwei Wohnorte zu haben», sagt Marianne. «Die Gegensätze und Kontraste zwischen dem Berg- und Stadtleben geniessen wir als Familie sehr intensiv. Ich schätze es, in Engelberg mit den Nachbarinnen und Nachbarn auf der Gasse einen lockeren ‘Schwatz’ zu halten.» Und auch wenn man es kaum glauben mag: Am Wochenende macht es sich Marianne am liebsten auf der Couch gemütlich. «Dann sind die Rollen oft vertauscht. Mein Mann geht dann auf die Skipiste und ich mache es mir mit einer Zeitung auf der Terrasse gemütlich», schwärmt sie.

 

Wir freuen uns, Marianne am 13. Mai 2023 als Teil der «58 für die Schweiz» in der KV Business School Zürich zu begrüssen.