Work in Progress! Ein Blick hinter die Kulissen der Datenauswertung
Was passiert eigentlich mit den Gesprächen, die während des Bürgerdialogs geführt wurden? Fabienne Hess, Sozialwissenschaftlerin bei Sensor Advice, gewährt uns einen Blick hinter die Kulissen der Studie und erklärt, wie die Daten aus den Diskussionen ausgewertet werden.
Was sind überhaupt Daten im Zusammenhang mit dem Bürgerdialog?
Das Gesprochene der 58 für die Schweiz aus den strukturierten Gruppendiskussionen sind unsere Daten. Oder anders gesagt: Wir zeichnen die Diskussionen auf und verschriftlichen sie. Die verschriftlichten Gespräche sind dann der Rohstoff für unsere Analyse.
Wie wertest du diese aus? Kannst du uns einen Einblick in deine Methoden geben?
Zuerst haben wir das Ziel der Studie bzw. unser Erkenntnisinteresse formuliert. Es geht uns darum, herauszufinden, ob und wie wirtschaftsfreundlich bzw. wirtschaftskritisch die Haltungen der 58 sind und welche Motive hinter den Haltungen stecken. Dafür haben wir ein Kategoriensystem entwickelt, das uns bei der Codierung der Transkripte Orientierung gibt. Die Codier- und Analysearbeiten machen wir mit unserem Kollegen «MAX» – ein Softwareprogramm für u.a. computergestützte Inhaltsanalysen.
Kannst du uns vielleicht ein konkretes Beispiel geben?
Beim Codieren arbeiten wir alle Textpassagen durch und ordnen sie unseren Codes zu. Nehmen wir das Beispiel Verantwortung. Da geht es darum herauszufinden, ob und wofür Unternehmen bzw. Konsument:innen im Zusammenhang mit einem bestimmten Thema Verantwortung übernehmen sollen. Wir markieren aus den Transkripten entsprechende Passagen und ordnen sie dem Code «Verantwortung Unternehmen» bzw. «Verantwortung Konsument:innen» zu. Alle Passagen aus den 21 Gruppendiskussionen zu einem Code stellt «MAX« in einem Protokoll zusammen, das dann die Grundlage für unsere Analyse und Interpretation zu einem Thema ist. Wir arbeiten dabei im Team und codieren unabhängig voneinander die Textpassagen und prüfen dann die Übereinstimmung der Codes.
Gibt es bereits erste Erkenntnisse?
Ja klar, aber ich möchte natürlich noch nicht viel verraten. Da braucht es noch Geduld bis Anfang nächstes Jahr. Aber so viel vorab zu den allgemeinen Eindrücken, die wir ausgewertet haben: Die 58 haben das Gefühl, dass die Fronten “da draussen” immer extremer werden und waren sehr überrascht, dass dieses Gefühl am Dialogtag entzaubert wurde. Was zur Schlussfolgerung führte, dass vermehrt wieder miteinander geredet werden sollte.