«Geld spielte für mich immer eine grosse Rolle»
Adelio (71) ist ein leidenschaftlicher Weltenbummler: Der pensionierte Finanzcontroller aus Köniz bereiste vier Kontinente, war 13-mal in New York und lebt trotzdem am liebsten in der Schweiz. Im gemeinsamen Gespräch erzählt er uns seine Geschichte und welche Wünsche er sich bald erfüllen möchte.
Früher rannte er Marathons, heute nimmt er es gemütlicher: Adelio ist pensionierter Finanzcontroller und geniesst den Ruhestand am liebsten gemeinsam mit seiner Ehefrau beim Wandern oder zuhause auf der Couch mit einem spannenden Krimi. «Ich bin aber auch ein richtiges Reisefüdli», gibt er zu und gerät direkt ins Schwärmen. Lange sei Amerika seine liebste Destination gewesen. Mittlerweile haben es ihm die Nordländer angetan: «Ich habe eine besondere Faszination entwickelt für den Norden – es ist im Sommer wie im Winter wunderschön», sagt er. Am wertvollsten sind für ihn die Begegnungen mit den Menschen, ihren Kulturen und Werten. «Ich habe immer den Kontakt zu den Einheimischen gesucht, das hat mir wahnsinnig tolle Erlebnisse beschert.»
Ein Erlebnis hat Adelio dabei ganz besonders geprägt: Er sei ungefähr 17 Jahre alt gewesen und hat sich in einem Seitental kurz vor der italienischen Grenze neben einen älteren Herrn auf eine Bank gesetzt, erzählt er. Die beiden sind sofort ins Gespräch gekommen. «Zum Schluss hat er mir einen Ratschlag mit auf den Weg gegeben, den ich bis heute tief im Herzen trage, und zwar, dass ich im Leben immer ehrlich sein soll.»
Ehrlich und aufrichtig ist Adelio dann auch durchs Leben gegangen. Eine Tugend, die ihn weit gebracht hat. «Viele Menschen schätzen es, wenn man ehrlich ist», so der Pensionär. In gewissen Situationen sei er mit seiner Ehrlichkeit aber auch angeeckt. «Als Finanzcontroller ist man sowieso das schwarze Schaf. Und ein ehrlicher Finanzcontroller kann bei den Arbeitskollegen auch auf Gegenwind stossen», sagt er.
Nur mit Ehrlichkeit ist noch kein Finanzcontroller gemacht. Vielmehr stecken harte Arbeit und viel Fleiss hinter der Karriere. «Ich habe ganz unten angefangen», erzählt Adelio. Als er im Alter von 15 Jahren bei der Schweizerischen Post seine erste Stelle antrat, entleerte er die Mülleimer und bündelte das Papier. Über die Jahre erklomm er mit Fleiss und der Unterstützung seiner Chefs die Karriereleiter: vom Briefversand über einen Job in der Verwaltung bis hin zum Programmierer und zuletzt als Finanzcontroller – er blieb seiner Arbeitgeberin bis zur Frühpensionierung und damit 45 Jahre lang treu. Sein Arbeitsmotto «Wer viel arbeitet, bekommt auch viel zurück» teilt er auch gerne mit seinen Göttikindern.
Seine Einstellung zur Arbeit kommt dabei nicht von ungefähr. «Ich komme aus einer armen Bauernfamilie in Schwarzsee im Kanton Freiburg». Nach dem frühen Tod seiner Mutter musste sein Vater die beiden Kinder alleine und mit mehr als bescheidenen Mitteln grossziehen. «Geld spielte immer eine grosse Rolle in meinem Leben, gerade, weil wir früher keines hatten.» Adelio habe sich deshalb früh geschworen, dass er nie mehr in Armut leben will. «Geld ist keine Selbstverständlichkeit», betont er.
Wenn er unendlich viel Geld zur Verfügung hätte, würde er älteren Menschen finanziell unter die Arme greifen: «Viele ältere Menschen haben ihr Leben lang gearbeitet und müssen nun auf dem letzten Lebensabschnitt jeden Rappen umdrehen», sagt Adelio nach einer kurzen Denkpause. «Das sollte nicht so sein.» Aber auch den Arbeitnehmenden müsse man Sorge tragen. So wünscht er sich gesicherte Arbeitsplätze besonders für die Jugend und dass Arbeitsfriede herrscht. «Wirtschaft heisst für mich, dass jeder Schweizer und jede Schweizerin Arbeit hat und ein gutes Leben führen kann», sagt er. Das bedeute für ihn aber auch, dass die Gelder richtig eingesetzt werden und nicht einige ganz viel und andere fast nichts verdienen. «Die Firmen dürfen sich nicht nur auf die studierten Fachkräfte einschiessen, auch die Reinigungskraft muss mit Respekt behandelt werden.»
Adelio wünscht sich nicht nur einen respektvollen Umgang unter Menschen, sondern auch der Umwelt gegenüber. «Es tut mir im Herzen weh, wenn ich in der Natur Abfall finde», sagt er. «Wir müssen so leben, dass die schöne Natur, die wir in der Schweiz und auf der ganzen Welt haben, uns alle überlebt» mahnt der Pensionär. Von der schönen Welt hat er noch lange nicht genug. Adelio möchte unbedingt noch eine grosse Reise machen mit seiner Frau. «Amerika, Argentinien oder Neuseeland – das wäre schön», schwärmt er.
Wir freuen uns, Adelio am 13. Mai 2023 als Teil der «58 für die Schweiz» in der KV Business School Zürich zu begrüssen.